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Die Chronik des Erper Karnevals

1850 und die Folgejahre

Zu einer Karnevalshochburg im Kreis Euskirchen etablierte sich neben Euskirchen selbst und Zülpich seit Mitte des 19. Jahrhunderts (1850) das benachbarte Erp, das mit Maskenbällen sowie außergewöhnlichen Umzügen alljährlich von sich Reden machte. In Erp existierten bereits vor 1900 eine Vielzahl von karnevalistischen Vereinigungen wie z.B. 

  • die Carnevals-Gesellschaft (später große Carnevalsgesellschaft)

  • der Club Schwamm drob (Schwamm drüber)

  • Mer senn emmer möt (Wir sind immer mit)

  • Emme flott (immer flott)

  • Närrische Genossenschaft Nr. 111 (heute Karnevalsgesellschaft Närrische Genossenschaft 111 Erp e.V.)

  • Fidelia

  • Geckenkomitee

 

Eine der frühesten Beschreibungen des Karnevals findet sich im "Anzeiger und Unterhaltungsführer Zülpich, Lechenich und Umgebung" vom 27.02.1858. Auch nachzulesen im Buch "Kontinuität und Wandel auf dem Lande. Die rheinpreußische Bürgermeisterei Lechenich im 19. Jahrhundert und beginnenden 20. Jahrhundert (1815-1914)" von Dr. Frank Bartsch.

Die ersten Rosenmontagszüge in Erp wurden am 27.02.1858 erwähnt und immer wieder fand Erp eine beachtenswerte Resonanz in den Zeitungen der Region.

Weinverzehr aus Anlaß von Karnevalsveranstaltungen

1889/1890

Geprägt durch die Ereignisse im ”Nachbarort” Köln, erlebte der Erper Karneval die Geburtsstunde der ”Närrischen Genossenschaft 111” sowie der Gesellschaft ”Mer senn emmer mött”. Überlieferungen des Gastwirts Jüssen berichten von Weinverzehr aus Anlaß von Karnevalsveranstaltungen.

Im Jahr 1889 fertigte der Lechenicher Litograph Ferdinand Bungartz ein Leporello an von dem Karnevalsuzug unter dem Motto "Reise um die Welt". Zum ersten Mal wird der ”Held Carneval” erwähnt.

Auch Herrensitzungen werden abgehalten sowie 1911 die nachweislich erste Damensitzung. Der Eintritt betrug 30 Pfennige.

Danach folgte die erste schwere Bewährungsprobe für den Karneval...

   

Der kalte Winter

1928/1929

Nach der freudlosen Zeit der ersten Welkriegsjahre wurde mit Aufhebung der Militärstatuten, wieder mit dem karnevalistischen Treiben begonnen.

Es wird darüber berichtet, daß der Winter 1928/29 so kalt war, daß die Musikinstrumente während des Rosenmontagszuges eingefroren sind.

Vorkriegsjahre

1931-1933

Die mittlerweile vereinigten Karnevalsgesellschaften von Erp führen am 15. Februar 1931 wieder eine Gala-Damensitzung auf.  Die Programmpunkte umfassen sage und schreibe 33 Künstler!

1932 trennen sich aus ungeklärten Gründen die beiden Gesellschaften wieder in K.G. Närrische Genossenschaft 111 und ”Mer senn emmer mött”.

In den Programm und Liederheften taucht immer wieder das Gründungsjahr 1889 auf.

1933 reagieren die Erper in ihrer typischen Art auf die Machtübernahme der Nazis: In einem Liederheft taucht das Datum ”Karnevalssonntag 26. März 1933” auf. Sollte das den politischen Unmut über den Brand des Reichtagsgebäudes ausdrücken?

Eine noch heute erhaltene Standarte zeugt von der Übernahme der selbständigen Gesellschaften durch die Nazis.

Der letzte Rosenmontagszug vor dem 2. Weltkrieg

20.02.1939

Der Amateurfilmer Dr. Hermann Leser filmt den letzten Rosenmontagszug vor dem Krieg. Die Aufnahmen sind noch erhalten und inzwischen auf Video überspielt.

Der Krieg ist vorbei

1948

Endlich ist der Krieg vorbei und die Erper Karnevalisten fangen bei Dickopps im alten Sälchen wieder mit dem Feiern an. ”Knolli-Brändi” ist einer der Höhepunkte und Jakob Hütten wird der erste Nachkriegsprinz.

Prinz Peter

1949

Peter Schnitzler feiert als Prinz mit den Erpern im Zelt auf dem Gelände der damaligen Gaststätte Jakob Breidenbenden.

Der erste Rosenmontagszug nach dem Krieg wird ebenfalls von Dr. Hermann Leser gefilmt.

Nur für kurze Zeit erscheint eine neue dritte Karnevalsgesellschaft auf der Erper Bildfläche die ”KG Verdötschte Grielächer”.

Prinz Theo

1950-1954

Die KG-Närrische Genossenschaft und ”Emmer mött” bestimmen und prägen das Erper Karnevalsgeschehen zu dieser Zeit.

Leider kam es zu immer mehr Anfeindungen, so dass der Auftritt von Theo Happe als Prinz das letzte große Highlight der Erper Karnevalsgesellschaften für einige Zeit blieb. 

Neue Talente

1955-1964

Doch wer glaubte der Erper Karneval sei mit dem Zurückziehen der Gesellschaften gestorben, der irrte! Auch wenn von 1955-1964 keine Rosenmontagszüge mehr stattfanden, so wurde dann eben mit Kappenzügen von Gaststätte zu Gaststätte weiter gefeiert.

Dank des Lehrers Franz Jagielski und Frau Elisabeth Israel gehen aus den tollen Kindersitzungen viele neue Talente hervor, die den Erper Vereinskarneval wieder nach vorne bringen.

Gemeinsam mit dem VFL Erp und Mitgliedern aus der KG.111 gelingt es Wilhelm Rhiem und Heinrich Drüg mit eben diesen Talenten wieder an die ”alten Zeiten” des Erper Sitzungskarnevals anzuknüpfen.

Die Blütezeit des Straßenkarnevals

1965-1989

Endlich beginnen die Erper wieder mit tollen Umzügen und strahlenden Prinzen an glorreiche Zeiten anzuknüpfen.

Während dieser Zeit schreiben sich solch namhafte Prinzen wie z.B. Hubert Rhiem, Prinzenpaar Anni und Dieter Schauff, Walter Papenfuss, Peter Israel oder Conny Maus in die Annalen ein.

Die vielen Vereine übertrumpfen sich mit traumhaften Wagenbauten. Besonders tun sich dabei der ”Club der schwarzen Rose” oder der ”Stockcar-Club” hervor.

Die KG.111 Erp führt unter der Mitwirkung von vielen bekannten Erper Karnevalisten durch tolle Sitzungen. Hervorzuheben wären hier Erper Kräfte wie z.B. Theo Happe mit hervorragenden musikalischen Beiträgen, Peter Schnitzler als “Ballettmeister”, Hermann Josef Kallrath als “Höhneköttels Lambärt” oder Hans Kallrath als Teil von “Dotz & Dötzche” werden über die Erper Grenzen hinaus bekannt.

Die KG 111 Erp bringt eine eigene Tanzgarde hervor.

Kurzum der Erper Karneval wurde in einem Atemzug mit Köln und Venedig genannt!

Das 100-jährige Jubiläum

1989/1990

100 Jahre Karneval in Erp!

Zur Jubiläumssession wurde eine große Bildersammlung unter dem Motto ”100 Johr Fastelovend in Erp” ausgestellt.

Die zwischenzeitlich aufgelöste Tanzgarde wurde unter der Leitung von Edeltraud Kraus als ”neue Kindertanzgarde” wieder ins Leben gerufen.

Wegen der Besonderheit wurde der Rosenmontagszug auf den Samstag verlegt - welch Glücksgriff! Bei traumhaften Wetter säumten tausende Zuschauer den Zugweg. Alle Wagen waren den Motiven der Originalvorlage von 1889 nachgebaut.

Rosenmontag dann: Orkanartige Sturmböen verhinderten vielerorts einen Karnevalszug.

 

Dann kam die Ernüchterung! Die KG 111 fand keinen neuen Vorstand mehr! Die übriggebliebenen Verantwortlichen appellierten im September 1990 per Ortsrundschreiben an alle Erper Bürger sich aktiv am Karneval zu beteiligen. Mit Erfolg!

Ca. 30 Jugendliche traten in die KG ein und am 26.09.1990 konnte ein neuer Vorstand gewählt werden.

Wieder einmal hatten sich die Erper selbst aus dem Dilemma befreit.

Kinder- und Sommerfest

1991

Nach den beiden Weltkriegen verhinderte diesmal der Golfkrieg den Fastelovend. Gott sei Dank nur für ein Jahr.

Der neue Vorstand beschloss darum erstmalig ein Kinder- und Sommerfest zu planen und so wurde am 13. und 14. Juli 1991 das erste Erper Kinder- und Sommerfest unter Leitung der KG 111 veranstaltet.

Wieder ein neuer Höhepunkt in der Tradition des Erper Fastelovends.

Der neue Elan wurde fortgesetzt...

Am 01.02.1992 wurde ein Seniorennachmittag ins Leben gerufen, der Alt und Jung noch mehr vereinte.

Gleichzeitig wurde am 29.02.1992 die erste Jugenddisco veranstaltet.

Die KG gab damit den Erper Saalveranstaltungen ein völlig neues Gesicht.

Der junge Karneval in Erp

1994-1995  

Erstmals nach fast 30 Jahren konnte mit Heidrun Schauff wieder eine Kindertollität präsentiert werden.

 

Wurde in den letzten Jahren immer nur ein Kinderball durchgeführt, konnte 1995 nach langer Zeit die erste Kindersitzung auf die Beine gestellt werden.

Freundschaften entstehen

1996/1997

In dieser Session dann eine weitere einschneidende Neuerung im Erper Saalkarneval:

Am 16.11.1996 wurde eine öffentliche Sessionseröffnung veranstaltet. Und da man mit Prinz Klaus (Wirtz), Prinzessin Anita (Wirtz) und Hofmarschall Henri (H.H. Hofsümmer) endlich wieder einen Regenten präsentieren konnte, wurde am 12.01.1997 der erste Prinzenfrühschoppen ins Leben gerufen. Es gelang der KG dadurch einen Verbund mit den anderen Erftstädter Ortsteilen herzustellen. Bis heute sind dadurch viele Freundschaften entstanden.

Eigene Musikkappelle und Damendreigestirn

1997/1998

In dieser Session beschloss der Vorstand der KG mit einem Ortsrundschreiben die Erper zur Gründung einer Musikkapelle zu bewegen. Vizepräsident Wolfgang Malz gelang es Johannes Röttgen als musikalischen Leiter zu gewinnen. Im September 1997 wurde zum ersten Mal geprobt. Dann am 10.01.1998 anlässlich der Prinzenproklamation der erste Auftritt der Musikfreunde ”Erp-Müddersheim”.

In derselben Session eine weitere Premiere im Erper Fastelovend: Das erste Erper Damendreigestirn.

”Prinz” Helga ( Gragert ), Jungfrau Gabi (Krätsch) und Bauer Anne (Melzer).

Sofort nach ihrer Regentschaft traten alle drei in die KG 111 ein. 

Prinzessin Claudia I

2001

Mit Prinzessin Claudia I (Claudia Vieren) wurde der 111-jährige "Fastelovend en Erp" im kleineren Rahmen gefeiert. Nach den neuesten Erkenntnissen der letzten Jahre über die Geschichte Erps wäre dies sogar der Anlaß zu Feierlichkeiten von 151 Jahren "Fastelovend en Erp" gewesen.

Hau Wäsch

2003 und 2005

stellte der Kegel-Club "Haus Wäsch" die Dreigestirne um die Brüder Wolfgang und Burkhard Anton.

Bürgerhalle Erp

2006 bis heute

Von den Veranstaltungsälen der alten Gaststätten "Jüssen und Dominik" konnte im Jahr 2011 durch die Errichtung der Bürgerhalle endlich ein Ort mit erhöhter Raumkapazität gefunden werden.

Prinzessin Reni I.

2014

In dieser Session konnte die Karnevalsgesellschaft mit Prinzessin Reni I. wieder stolz eine Tollität im Ort begrüßen. Auch wenn unsere Prinzessin in Düsseldorf geboren ist, so hängt ihr Herz doch am Erper Karneval, dem kölschen Geißbock und der Liebe zu unserem Heimatort.

Kinderprinzenpaar Prinzessin Nina Maria I. und Prinz Tiago I.

2017

Nach 1994 sind in Erp wieder die Kinder an der Macht. Diesmal mit dem Kinderprinzenpaar Nina Maria Acker und Tiago Virnich.

Beide haben sich etwas ganz Besonderes ausgedacht und begeistern bei Ihren Auftritten mit Gesang und Tanz. Kräftig unterstützt von der Kindertanzgarde Erper Hätze.

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